Der Taxifahrer in der Spur rechts von mir wirft beim Ampelstopp nach dem Überholmanöver auf dem Cityring erst einen respektvollen Blick auf die 20 Zoll großen Räder des Testwagens und versucht dann durch das geöffnete Seitenfenster zu ergründen, was für ein kraftvoller Motor denn da unter der Haube des Sportkombis vom Peugeot 508 so werkelt. Er hört – natürlich nichts.
„Elektro?“ fragt er dann. „Teils“, rufe ich zurück. Bevor ich ihm weitere Details der Technik erklären kann, schaltet die Ampel auf Grün – und tritt mein rechter Fuß kräftig aufs Fahrpedal. Und bevor sich der Taxifahrer versehen hat, bin ich schon im Tunnel entschwunden.
Der neue Peugeot 508 kommt schon sehr sportlich daher, selbst als „Sportwagon“, wie der Kombi bei den Franzosen heißt. Und erst recht in der Ausführung PSE. Die drei Buchstaben stehen für „Peugeot Sport Engineered“ und die aktuell stärkste wie auch auf dem Papier umweltfreundlichste Version des Mittelklassemodells. Denn für die rasante Beschleunigung von 0 auf 50 in (handgestoppten) 2,5 Sekunden sorgt hier ein Antriebsstrang, bei dem sich ein 147 kW (200 PS) starker Vierzylinder-Benziner mit zwei Elektromotoren an der Vorder- und Hinterachse zu einer Gesamt-Antriebsleistung von 265 kW, sprich: 365 PS, summiert. Im Sportmodus stehen maximal 520 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Und das auch an Tagen wie diesen, an denen der Asphalt nach Regenschauern ordentlich angefeuchtet ist. Denn der 83 kW starke Elektromotor an der Hinterachse sorgt im Einklang mit den Maschinen auf der Vorderachse bis zu Tempo 190 für Allradantrieb, wo es die Situation erfordert.
Mit Klimaschutz hat das dann allerdings nicht mehr viel zu tun, schon gar nicht in der Innenstadt: Der Vierzylinder arbeitet dann ebenfalls im Rennmodus und ist deutlich vernehmbar. Da zeigt der Löwe gewissermaßen seine Krallen, die er sonst nur in Form von allerlei Zierrat wie drei grellfarbenen Zierstreifen durch die Gegend trägt. Dabei kann mit allerlei Flaps und Spoilerwerk, mit Heckdiffusor und grellgelben Farbakzenten recht aggressiv auftretende Peugeot 508 PSE durchaus auch anders. Ganz leise auftreten, völlig entspannt und emissionsfrei durch die Stadt rollen. Dank eines Akkus mit einer Kapazität von 11,5 Kilowattstunden immerhin über 40 Kilometer weit – wenn der Fahrer sich zurückhält und sich nicht von irgendwelchen Taxifahrern zu unnötigen Beschleunigungsmanövern verleiten lässt.
Knapp 68.000 Euro vor Umweltbonus
Nein, die Kräfte wollen wohl dosiert sein, wenn der 67.940 Euro teure Peugeot 508 sein E im Kennzeichen vor Klimaschützern rechtfertigen soll. Und er muss dann auch regelmäßig und bei jeder Gelegenheit aufgeladen werden. An der Ladestation ist er mit einer maximalen Ladeleistung von 7,4 Kilowatt zwar nicht der Schnellste. Aber ein Stopp von ein, zwei Stunden reicht in der Regel, um den Löwen wieder zu Kräften kommen zu lassen.
Wer ihn so hegt und lädt, bekommt ein nahezu perfektes Reiseauto der klassischen Art. Und was für eines. Ein SUV hat ja inzwischen jeder, Kombilimousinen hingegen sind inzwischen fast schon Exoten. Erst recht solche mit einem wiederaufladbaren Hybridantrieb. Volkswagen hat mit dem Passat GTE zwar ein ähnlich bestücktes Kombi im Angebot, das aus einem 10,4 kWh großen Akku angeblich laut WLTP-Verbrauchsnorm sogar eine elektrische Reichweite von 55 Kilometern herausholt. Aber der macht im Elektromodus schon bei 140 statt wie der Peugeot bei 190 km/h schlapp, lädt den Strom mit maximal 3,6 kW und bleibt mit einer Systemleistung von 160 kW (218 PS) weit hinter dem von Sportingenieuren getunten Peugeot 508 zurück.
Verbrauchswerte um zwei Liter sind illusorisch
Auch fahrwerkstechnisch ist der Peugeot 508 PSE dem Volkswagen klar überlegen, zeigte sich unter anderem bei einer Fernfahrt mit dem in Seleniumgrau lackierten Testwagen von Köln zum Contidrom nach Hannover und zurück. Die serienmäßigen adaptiven Stoßdämpfer bügeln, wenn der Fahrmodus-Schalter von Sport auf Hybrid oder Komfort geschaltet ist, Querfugen und kleinere Schlaglöcher in der Fahrbahn weitgehend aus – man surft gewissermaßen auf einer weichen Welle dem Horizont entgegen. Eine Heerschaar von elektronischen Heinzelmännchen – Spurhaltesystem und Abstandsradar erlauben es, schon einmal ein paar Sekunden mit den Gedanken abzuschweifen. Wird es brenzlig, wird der Fahrer ohnehin gewarnt, der gerade durch die Anzeigen scrollt und den Energieverbrauch studiert.
Gut, die im Prospekt genannten Verbrauchswerte um die zwei Liter sind illusorisch, wenn das Auto nicht ausschließlich im Kurzstrecken-Stadtverkehr bewegt wird. Aber am Ende der Testfahrten über knapp 900 Kilometer stand ein Durchschnittsverbrauch von lediglich 7,7 Litern Sprit auf der Uhr sowie ein paar Kilowattstunden Strom. Anbetracht der Fahrleistungen ist das ein ganz ordentlicher Wert. Und die Reisezeit von Hannover nach Köln war deutlich kürzer als die eines zeitgleich gestarteten Porsche Taycan. Denn der musste Höhe Hamm einen 30-minütigen Ladestopp einlegen, um das Ziel zu erreichen.
Wir haben bis zum Eintreffen in der Domstadt nicht mehr wiedergesehen.
Ein toller Artikel um zu verstehen wie mancher deutscher Autofahrer und dieser Redakteur ticken.
– Schonung endlicher fossiler Brennstoffe …. egal
– Wartungsarme Technik…egal
Stattdessen von Bedeutung
– Schnellster beim Kavalierstart
– Kürzere Reisezeit als ein E-Porsche (immer dieses lästige Laden)
– Umweltbonus einstecken
Bleibt nur zu hoffen, dass es noch genügend andere Menschen gibt, die eine andere Sicht auf den Kauf eines Autos haben und denen die nächsten Generationen nicht gleichgültig sind.