Der vollelektrische Mégane E-Tech entwickelt sich immer mehr zum Erfolgsmodell für Renault. Mit einem Absatz von rund 33.000 Fahrzeugen in Europa (8.492 davon aus Deutschland) lag zwischen dem Crossover aus Frankreich und den Platzhirschen, dem Tesla Model Y (78.000 Einheiten) und den VW-Modellen ID.4 und ID.5 (67.000 Fahrzeuge) zwar noch ein großer Abstand. Trotzdem rieb sich Renault-COO Fabrice Cambolive bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2022 zufrieden die Hände. Denn seit dem Verkaufsstart im Februar vergangenen Jahres sei der Mégane E-Tech im Heimatland die Nummer Eins unter den Elektroautos.

Hohe Nachfrage nach Top-Versionen

Wichtiger aber noch: Das Auto, das in Deutschland zu Preisen ab 42.000 Euro angeboten wird, ist ein Renditebringer. Denn der Großteil der Verkäufe ging an Privatkunden. Und er entfiel obendrein auf die „Optimum-Charge“-Versionen mit dem 60 kWh großem Akku und einer Ladeleistung von 130 Kilowatt. Zwischen 46.600 und über 52.000 Euro sind dafür immerhin hinzulegen.

Wie Cambolive ankündigte, werde Renault deshalb die Fertigung weiter hochfahren und das Modell auch erstmals außerhalb Europas anbieten. In Brasilien wie in Marokko gebe es zumindest in den Metropolen ein wachsendes Interesse an Elektroautos.

Es läuft wieder 
Die Produktion des Renault Mégane E-Tech im Werk Douai war im vergangenen Jahr kurz nach dem Start wieder gestoppt worden - dem Unternehmen waren Computerchips und Kabelbäume ausgegangen. Foto: Rother
Es läuft wieder
Die Produktion des Renault Mégane E-Tech im Werk Douai war im vergangenen Jahr kurz nach dem Start wieder gestoppt worden – dem Unternehmen waren Computerchips und Kabelbäume ausgegangen. Foto: Rother

Dabei verlief der Start des Renault Mégane E-Tech durchaus holprig. Wegen Lieferproblemen bei Computer-Chips musste die Produktion im Werk Douai vorübergehend gestoppt und auch in Deutschland ein Verkaufsstopp verhängt werden, der erst Mitte April aufgehoben wurde. Die Folge waren lange Lieferzeiten von deutlich über einem halben Jahr. Die Probleme sind inzwischen angeblich behoben, haben sich die Lieferzeiten bei fünf Monaten eingependelt. „Allerdings kriegen wir auch jeden Tag eine andere Information“, heißt es in einer Renault-Niederlassung.

Renault Zoe wird zur Randerscheinung

Der Mégane ist inzwischen Renaults wichtigstes Elektroautos. Die kleine Zoe wird zwar immer noch angeboten. Aber über das einstige Erfolgsmodell (von dem noch 2021 über 70.000 Einheiten in Europa verkauft worden) verlor Cambolive bei seiner Präsentation nicht mehr viele Worte. Er werde noch dieses Jahr angeboten – und dann 2024 durch den Renault 5 Electric ersetzt. In Deutschland wurden von der Zoe 2022 noch 10.535 Fahrzeuge neu zugelassen – es war damit immerhin noch das drittbest verkaufte Modell hinter dem Captur und dem Clio und der meistverkaufte Stromer vor dem Twingo Z.E. (8.839) und dem Mégane. Vom zweisitzigen Twizy kamen nur noch 85 Exemplare auf die Straße – da zeichnet sich das Ende ab.

Die Stromer machen bei Renault inzwischen 39 Prozent der Neuwagenverkäufe in Europa aus. Wobei der Hersteller den Begriff sehr weit fasst und von „elektrifizierten“ Pkw spricht. Darunter fallen neben dem Mégane E-Tech und der Zoe und der Kangoo Electric, aber auch die Modelle Clio, Captur, Arkana, Austral und das Kombi Mégane Grandtour. Diese werden zum Teil als Plug-in Hybride, zum Teil als Vollhybrid – ohne externe Lademöglichkeit – angeboten.

Großes Potenzial für Hybridautos?

Und Cambolive sieht für die Hybridautos noch großes Potenzial. Speziell in Deutschland, wo zum Jahresbeginn der Umweltbonus für Plug-in Hybride (PHEV) weggefallen ist. Das Kalkül: Menschen ohne private Lademöglichkeit werden sich nun wieder verstärkt sparsamen Verbrennern zuwenden, die in der Anschaffung deutlich günstiger sind als PHEVs.

Markus Siebrecht, der Vorstandschef von Renault Deutschland, hatte im vergangenen Jahr aufgrund der Lieferprobleme einen Rückgang der Verkäufe um 25 Prozent auf 100.338 Fahrzeuge zu verkraften. Rund 45.000 Einheiten entfielen davon auf die vollelektrische Zoe. Nach seiner Einschätzung könnten die kommenden „Wochen“ noch schwierig werden, da sich nach der Reduzierung des Umweltbonus für Elektroautos und dem Wegfall der Förderung für Plug-in Hybride bei Privatkunden eine gewisse „Kaufzurückhaltung“ breit gemacht habe. Aber da im ersten Quartal zunächst einmal der Auftragsstau aus der zweiten Jahreshälfte 2022 abzuarbeiten sei, dürfte sich das nicht in sinkenden Zulassungszahlen niederschlagen. Und nach „sechs bis acht Wochen“ dürfte sich der Automarkt wieder einpendeln. Für das Gesamtjahr rechnet Siebrecht deshalb mit einem Absatz von rund 120.000 Fahrzeugen. Das wäre in etwa das Niveau von 2021.

Tesla-Preissenkung „Herausforderung“

Große Hoffnungen auf Preissenkungen beim Mégane E-Tech sollten sich Kaufinteressenten übrigens nicht machen. Wie Cambolive erklärte, seien die Preissenkungen von bis zu 9100 Euro bei Tesla zwar eine „Herausforderung“, aber die Herstellkosten ließen wenig Spielraum. Ob und wie Renault reagieren werde, hänge von der Entwicklung der Inflation ab und auch der Preisentwicklung bei Akkus und Computerchips. „Wir schauen uns erst einmal an, was da passiert.“

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