Den Segway Personal Transporter (PT) gibt es schon lange nicht mehr: Die Produktion des futuristischen Stehrollers, der durch Gewichtsverlagerung gelenkt wurde, hat der chinesische Hersteller Segway-Ninebot im Sommer 2020 nach rund 140.000 Exemplaren eingestellt. Mehr gab der Markt angeblich nicht her.
Dafür brummt das Geschäft der Chinesen mit der Mikromobilität an anderen Stellen: Segway-Ninebot ist einer der weltgrößten Hersteller von Kick-Scootern und e-Scootern für „Kurzzeit-Transporte“. Auch Rasenmäher-, Service und Saugroboter hat das in Peking beheimatete Unternehmen im Lieferprogramm. Aber das ist eine andere Geschichte.
Auf dem World Mobile Congress (WMC) in Barcelona präsentierte der Konzern dieser Tage seine neuesten Produkte. Unter anderem einen neuen Kick-Scooter für Pendler mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern und einer maximalen Antriebsleistung von 900 Watt sowie einen zweisitzigen Elektroroller für die Stadt mit einer Reichweite von bis zu 130 Kilometer und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Ein besonderes Highlight war die Präsentation des Ninibot Gokart Pro, der auf der Rennpiste mit seinem elektrischen, bis zu 40 km/h schnellen Antrieb jedes Verbrennermodell in den Schatten stellen dürfte. Aber der Reihe nach.
Das größte Absatzpotenzial in Europa dürfte der Segway MAX G2 haben – das neue klappbare Topmodell im Lieferprogramm von Segway-Ninebot. Der Nachfolger des populären Typs MAX G30, das hierzulande derzeit noch zu Preisen um die 900 Euro angeboten wird, verfügt über einen neuen, bürstenlosen Hochleistungsmotor, der mit dem Energiegehalt des 551 Wattstunden fassenden Akkus bei einer Fahrgeschwindigkeit von 16 km/h auf Radwegen in der Ebene bis zu 70 Kilometer weit kommen soll. Bei der Ausnutzung der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h und im „Sportmodus“ entsprechend weniger. Das gilt auch für Fahrten durch Städte mit einer hügeligem Topographie. Der Segway MAX G2 soll hier Steigungswinkel von bis zu 22 Prozent locker bewältigen können.
Tretroller mit Traktionskontrolle
Überarbeitet wurde auch das Federungssystem des 24,3 Kilogramm schweren Elektro-Tretrollers. Und ganz neu ist ein Traction Control System (TCS). Die elektronische Traktionskontrolle soll die Präzision der Steuerung verbessern und durch erhöhte Traktion auf Schotterpisten oder rutschigen Straßen für Fahrstabilität sorgen.
Ein anderes Sicherheitsfeature sind schlauchlose und selbstheilende Luftreifen im 10-Zoll-Format. Der Kickscooter verfügt zudem über eine elektrische Hupe, ein Bremslicht und eingebaute Blinker. Selbstverständlich ist der Tretroller auch digital aufgerüstet worden: Über eine Smartphone-App lässt sich beispielsweise die Charakteristik des Antriebs individuell verändern.
Für die Antriebswende im motorisierten Zweiradverkehr haben die Chinesen aber auch in ihren neuen Hochleistungs-Elektroroller mit der Modellbezeichnung E300 SE viel Hirnschmalz investiert. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h und einer Reichweite von bis zu 130 Kilometern bietet er sich Berufspendlern als Alternative zum Motorroller der 125 ccm-Klasse an. Mit einem dritten Wechsel-Akku unter der Sitzbank soll die Reichweite sogar noch um 50 Prozent gesteigert werden können.
In 2,89 Sekunden auf Tempo 50
Der Heckantrieb hat eine Höchstleistung von 7,8 kW (10,6 PS). Damit soll der sich der Elektroroller in nur 2,89 Sekunden auf Tempo 50 beschleunigen lassen. Für Sicherheit auch in schwierigen Fahrsituationen sorgen ein Antiblockiersystem sowie eine elektronische Traktionskontrolle. Zur Ausstattung des E300 SE zählen ein Cockpit mit Farbdisplay sowie die Konnektivitätslösung „Airlock“. Über eine Smartphone-App und eine Bluetooth-Verbindung kann der Roller blockiert bzw. freigeschaltet werden. Gestartet wird mit dem Einklappen des Seitenständers. Kosten dürfte der Segway E300 SE um die 5.000 Euro. Die genauen Preise der Neuheiten in Deutschland will der Importeuer erst in den kommenden Wochen bekanntgeben.
Vorfreude machte die Messe in Barcelona aber auch auf den Ninebot Gokart Pro. Der Elektro-Kart, dessen Vorgänger sich in Asien und den USA schon großer Popularität erfreut, wurde für den Marktstart in Europa komplett neu konzipiert. Mit seinen zwei, zusammen 4,8 kW (6,5 PS) starken Radnabenmotoren an der Hinterachse soll der Kart auf Rennstrecken oder Privatgrundstücken bis zu 40 km/h schnell fahren. Und mit einem maximalen Drehmoment von 96 Nm Drehmoment bis auf 1,02 G beschleunigen können. Hinter dem Fahrer sitzt ein Akku mit einer Speicherkapazität von 432 Wattstunden. Damit sind angeblich Rennen über bis zu 25 Kilometer Länge möglich.
Elektro-Kart mit Drift-Assistent
Größe und Geschwindigkeit des Ninebot Gokart Pro lassen sich je nach Einsatzweck und Streckenverlauf über eine App auf das Alter des Piloten bzw. dessen Fahrvermögen einstellen. Es gibt vier verschiedene Fahrmodi – von „sicher“ bis „Racing“, die in Stufen Fahrgeschwindigkeiten zwischen 8 und 40 km/h freischalten. Zudem gibt es einen „Drift-Asisstenten“, der die Leistungsabgaben für jeden Hinterreifen steuern. Und wer mag, kann über einen Lautsprecher künstliche Motorengeräusche erklingen lassen. Es gibt immer noch Menschen, die Fahrfreude mit einem gewissen Lärmpegel verbinden. Das aktuelle Modell wird kostet umgerechnet um die 1000 Euro – der Gokart Pro dürfte hierzulande etwas teurer ausfallen.