Die Nachricht kam für manche überraschend: VW und Northvolt gehen bei der Produktion der Batteriezellen in Salzgitter getrennte Wege. Es scheint, als ob die Schweden nicht schnell genug in die Gänge kommen und VW deswegen bei der Produktion in Salzgitter zum Handeln gezwungen war, um die hochfliegenden Elektroauto-Pläne realisieren zu können. Stattdessen sind die Niedersachsen Mitte Juli mit dem chinesischen Unternehmen Gotion High Tech eine Kooperation eingegangen, um in Salzgitter prismatische Batteriezellen zu fertigen. 2025 soll die Produktion der geplanten Einheitszellen beginnen.

Vielen hören den Namen des chinesischen Unternehmens zum ersten Mal. Doch Insidern ist Gotion durchaus ein Begriff. Die Chinesen gehen das Unternehmen Deutschland mit einer bemerkenswerten Gründlichkeit an. Der erste Schritt ist die geplante Übernahme des Bosch-Werks in Göttingen inklusive sämtlicher Anteile der Robert Bosch Aftermarket Solutions GmbH. Die Übernahme ergibt für das asiatische Unternehmen durchaus Sinn: In Göttingen baut der Zulieferer Starter, Generatoren, Zündverteiler, Luftmengen- und Luftmassenmesser für die Automobilindustrie.

Daumen hoch
VW-Chef Herbert Diess (vorne rechts) und VW-Fertigungschef Thomas Schmall (vorne links) feierten im Juli zusammen mit Kollegen die neue Partnerschaft mit dem chinesischen Zellhersteller Gotion Hightech. Foto: Volkswagen

Ganz unerwartet kommt die Ehe zwischen Volkswagen und dem chinesischen Batteriezellenhersteller nicht. Im vergangenen Jahr ist VW bereits mit einer Milliarde Euro bei Gotion High Tech eingestiegen. Damit hält VW 26 Prozent der Anteile und ist größter Anteilseigner. Eine weitere Milliarde floss in das Joint Venture JAC Volkswagen. „Das Segment der Elektroautos wächst schnell und bietet großes Potenzial für JAC Volkswagen. Durch unsere strategische Beteiligung an Gotion treiben wir auch in China aktiv die Entwicklung der Batteriezelle voran“, ließ Vorstandschef Herbert Diess verlauten und weiter hieß es vielsagend: “Zusammen mit starken und verlässlichen Partnern baut Volkswagen seine E-Offensive in China weiter aus.“

Sechs Batteriefabriken bis 2029

China rückt also noch mehr in den Fokus. Dass sich VW nach anderen Partnern bei der Batteriezellen-Fertigung umschaut, verwundert nicht. Schließlich gab es bei den Koreanern von LG Chem und SKI von knapp zwei Jahren Lieferengpässe – da tut man als Autohersteller gut daran, sich breiter aufzustellen. So plant Volkswagen gemeinsam mit Partnern bis zum Ende des Jahrzehnts neben der Produktion in Salzgitter noch fünf weitere Standorte für Batteriefertigungen. Angepeilt wird eine Fertigungskapazität von 240 Gigawattstunden pro Jahr, hatte Fertigungsvorstand Thomas Schmall bei einem „Power Day“ im Mai angekündigt.

In fünf Jahren könnten beide Elektroautos auf den Markt kommen. Angepeilt werden Basispreise um die 25.000 Euro und Reichweiten von etwa 400 Kilometern. Elektroauto

Wo die einzelnen Werke stehen werden, ist noch nicht entschieden. Der VW-Betriebsrat fordert einen zweiten deutschen Standort – Emden böte sich hier an. Und große Hoffnungen macht man sich auch in Spanien. Nicht von ungefähr: VW plant, die gesamte „Small BEV Family“, also die neue Generation von Elektroautos im Format des VW e-Up und Seat Mii, ab 2025 im Seat-Werk Martorell zu fertigen. Aktuell laufen die Planungen auf Hochtouren, vor allem müssen noch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die stattliche Förderung im Sinne VWs geklärt werden. Bei der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist es nur schwer vorstellbar, dass Spanien nicht alles daransetzen wird, den dicken teutonischen Fisch an Land zu ziehen. Zudem bietet das Land stabile politische Verhältnisse und ist Mitglied der EU.

Produktion in Spanien mit Sonnenkraft

Die klimatischen Bedingungen für die Produktion von Batteriezellen sind ohnehin günstig. Sonnenschein ist genug vorhanden, um Solarstrom zu generieren, der für die möglichst klimaneutrale Fertigung von Batteriezellen nötig ist. Derzeit prüft der Volkswagen Konzern gemeinsam mit einem strategischen Partner die Option für den Aufbau einer Giga-Fabrik. Wenn alles im Sinne von VW läuft, könnte allein dieses Werk bis zum Ende des Jahrzehnts über eine Jahreskapazität von 40 Gigawattstunden verfügen.

Ganz aus dem Rennen ist Northvolt beim niedersächsischen Autobauer übrigens nicht, VW hat unlängst eine halbe Milliarde in die Produktion von Batteriezellen in Skellefteå investiert und „arbeitet mit Northvolt auf einen Produktionsstart im Jahr 2023 hin“, heißt es aus Wolfsburg.

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