Maarten Steinbuch hat an der Technischen Universität von Eindhoven den Lehrstuhl für „Systems & Control“ inne. Seine Forschungsaktivitäten reichen von der Automobiltechnik (Schwerpunkt: Vernetztes und autonomes Fahren) über die Robotik und bis hin zur Steuerung von Bewegungen, nicht nur im Verkehr, sondern auch bei hochpräzisen chirugischen Eingriffen. Der heute 61-jährige Ingenieur startete seine Karriere im Elektrokonzern Philips und hält neun Patente. Zusammen mit seinem Kollegen, Carlo van de Weijer von der TU Eindhoven hat er ein Buch über die Zukunft der Mobilität verfasst.
Die Gerüchte gibt es schon seit über fünf Jahren: Apple soll angeblich dabei sein, ein eigenes Auto zu entwickeln. Inzwischen scheinen die Pläne konkreter zu werden, denn Berichte darüber wurden in den letzten Wochen über verschiedene internationale Medien gestreut, auch wenn es von Apple selbst noch keine offizielle Bestätigung gibt.
Das Auto soll demnach 2024 in den Verkauf gehen und von Anfang an fast völlig autonom fahren können, unter anderem dank der Lidar-Technologie, die Apple bereits in seinen aktuellen Handys einsetzt. Darüber hinaus soll das Apple-Auto eine große Reichweite haben und durch den Einsatz einer neuen Batterietechnologie (wahrscheinlich handelt es sich um Festkörperbatterien, aber auch das sind nur Gerüchte) schnell aufgeladen werden können. Dem Bild vom modernen Auto als eine Art ‚iPad auf Rädern‘ kämen wir damit einen großen Schritt näher.
Software schafft neue Qualitäten
Die Berichte über das Apple-Auto zeigen aber auch, in welch tiefgreifendem Wandel sich der Automobilsektor derzeit befindet. Nach über 100 Jahren Vorherrschaft des Verbrennungsmotors wird nicht nur der Antrieb des Autos elektrisch. Das Auto gewinnt zudem durch intelligente Software neuen Wert. Die Programme steigern die Benutzerfreundlichkeit, erhöhen die Sicherheit und lassen das Auto immer längere Strecken autonom fahren. Die dafür erforderliche Sensorik wird stets billiger. Inzwischen liegen die Herausforderungen nicht mehr darin, mit welchen Sensoren die Daten gewonnen werden, sondern darin, wie die Daten sinnvoll genutzt werden. An den dafür erforderlichen Algorithmen wird sich zeigen, welche Unternehmen den Übergang am besten meistern und zu den Gewinnern der Transformationsphase zählen.
Der tiefgreifende Wandel, den die Automobilbranche derzeit erlebt, erklärt zum Teil auch das Auftauchen ganz neuer Akteure mit noch nie dagewesenen Börsenbewertungen. Kürzlich ging zum Beispiel der neue amerikanische Hersteller Rivian an die Börse. Nach nur wenigen Handelstagen erreichte die Marktkapitalisierung des Unternehmens satte 100 Milliarden Dollar. Die etablierten Automobilhersteller wurden damit bei weitem übertroffen, obwohl die Marke noch kein einziges Auto an Kunden ausgeliefert hat. Auch der Aktienkurs von Tesla ist in der vergangenen Woche wieder einmal um mehr als 10 Prozent gestiegen. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich inzwischen auf schwindelerregende 1,1 Billionen Dollar – mehr als der der zehn größten Wettbewerber zusammen. Die Bewertungen der Newcomer sind vergleichbar mit denen der großen Softwareunternehmen – und damit zeigt der Markt sofort, worin er den Unterschied von Rivian und Tesla zu den klassischen Autoherstellern sieht.
Auch Sono Motors, der neue deutsche Hersteller von relativ billigen Elektroautos mit Solarpanelen auf dem Dach, hat bei seinem Börsengang von dieser Einschätzung profitiert: Auch den Münchnern hat es viel Geld in die Kasse gebracht, so dass sie schon bald ihre Produktion starten können. Ich frage mich ab, was unser niederländisches Unternehmen Lightyear wert sein wird, wenn es an die Börse geht. Ich gehe übrigens davon aus, dass wir den Lightyear One eher auf der Straße sehen werden als das Apple-Auto, was bis jetzt noch immer ein Gerücht ist.