Der Transporter von Volkswagen ist seit Jahrzehnten ein Bestseller und längst viel mehr als ein reines Nutzfahrzeug. Einkaufswagen, Reisemobil, rollende Kindertagestätte, Umzugswaggon oder Businesszimmer – die Einsatzmöglichkeiten kennen länderübergreifend kaum Grenzen. War der Transporter von Volkswagen bisher in der Entwicklung jedoch durchweg ein Lastesel, der zum familiären Personentransporter umgewidmet wurde, so sieht das bei der neuen Generation erstmals anders aus.
Mit dem Umstieg auf den MQB-Baukasten ist der T7 ab Herbst diesen Jahres variabler und komfortabler denn je.

Die Nutzung der Pkw-Plattform hat die Markteinführung des neuen Modells deutlich verkürzt. VW Nutzfahrzeuge hofft so den Abstand zur Mercedes V-Klasse wieder wieder etwas vergrößern zu können – die Stuttgarter hatten den Niedersachsen zuletzt mächtig zugesetzt. Allerdings bleibt der VW T6.1 noch eine Weile im Lieferprogramm. Mit gutem Grund. Denn die Umstellung auf die neue Plattform machte auch Änderungen im Antriebsportfolio erforderlich. Leistungsstarke Diesel sind komplett verschwunden und auch einen Allradantrieb gibt es erst einmal nicht. Volkswagen setzt in der Übergangszeit bis zur Einführung des ID.Buzz – der den T7 wohl sukzessive ersetzen wird – auf Benzinmotoren und einen Plug-In-Antrieb.

Immerhin soll der VW in zwei Jahren mit einer elektrischen Hinterachse auch zum Allradler werden. Die Jubelrufe speziell von Mercedes und den direkten Wettbewerbern aus der Stellantis-Gruppe – Opel, Fiat, PSA – sind bis nach Hannover zu hören und sorgen dort bereits jetzt für gequälte Gesichter.

Im Zeichen des E
Der VW T7 ist der erste Transporter aus Hannover, der zumindest teilelektrisch fährt. Zu erkennen ist er an der Ladeklappe hinten links, kleinen Aufklebern am Heck und an der Seite sowie einem Kennzeichen, das auf E endet. Foto: VWN

Bei den Preisen geht es ausstattungsbereinigt sogar ein wenig nach unten. Die Basisversion des 100 kW / 136 PS starken VW T7 mit normalem Radstand und Vierzylinderbenziner startet als 4,97 Meter langer Multivan bei 44.839 Euro, der besser ausgestattete T7 Life kostet mindestens knapp 49.000 Euro. Der Darüber rangieren die stärkeren Benziner mit und ohne elektrische Unterstützung. Der Teilzeitstromer ist deutlich teurer: Der nur frontgetriebene VW T7 Plug-In-Hybrid mit 160 kW / 218 PS Antriebsleistung kostet mindestens 57.174 Euro. Mit der steuerlichen Förderung von 7500 Euro fällt der Preis allerdings unter die Marke von 50.000 Euro.

Diesel stehen auf dem Abstellgleis

Volkswagen will mit dem Umstieg auf den MQB-Baukasten Produktions- und Entwicklungskosten senken und die Weichen ins Zeitalter der Elektromobilität stellen. Diesel stehen auf dem Abstellgleis und man will mittelfristig auf reine Elektroantriebe setzen. Der ist beim VW T7 jedoch nicht im Angebot, weil dieses Spektrum ab 2022/2023 vom VW ID. Buzz und dem ID. Buzz Cargo abgedeckt werden.

„Der T7 ist im Vergleich zu seinem Vorgänger fünf Zentimeter niedriger geworden und wir haben einen flachen Boden für alle Modelle“, unterstreicht Vertriebsvorstand Lars Krause, „damit haben Komfort und Variabilität im Innenraum deutlich gewonnen.“ Haben Sie und insbesondere die Einzelsitze lassen sich nunmehr mit wenigen Handgriffen aus- und wieder einbauen. Drehen lassen sich die Stühle allerdings nicht mehr und beim großen Panoramadach wird auf eine schattenspendende Jalousie verzichtet.

Hübsch anzusehen, aber etwas schwach auf der Brust
Optisch schlägt der VW „Bulli“ der siebten Generation schon einmal eine Brücke zum vollelektrischen ID.Buzz, der im kommenden Jahr auf den Markt kommt. Foto: Volkswagen

Die Grundversion des T7 Multivan nimmt bis zur Dachhöhe beladen hinter der dritten Sitzreihe 469 Liter Gepäck auf. Bis hinter die zweite Sitzreihe beladen, steigt das Volumen auf 1.844 Liter. Wird das volle Ladevolumen bis hinter die erste Sitzreihe dachhoch genutzt, ergeben sich 3.672 Liter. Die entsprechenden Maße für die verlängerte Karosserieversion betragen 763, 2.171 und 4.005 Liter.

Das animierte Cockpit und Bedienung kennt man von Golf oder Arteon. Die hinteren Sitze haben je nach Version auf 23 bis 29 Kilogramm abgespeckt und sind durch ein neues Schienensystem nunmehr auch beheizbar. Anzunehmen, dass Volkswagen hier bald auch besonders komfortable Captain Chairs mit elektrischer Verstellung, Massage und Klimatisierung anbietet. Nur gegen Aufpreis zu haben: eine elektrische Bedienung von Schiebetüren und Heckklappe.

Antrieb aus dem VW Passat GT

Den teilelektrischen Antrieb des Plugin-in Hybrid kennt man bereits aus dem Passat GTE. Doch seine 1,4 Liter Hubraum mit 110 kW / 150 PS sind recht mager für einen mehr als zwei Tonnen schweren Transporter. Daran auch die elektrische Unterstützung mit dem 85 kW / 115 PS starken Elektromotor nichts, der für eine Gesamtleistung von 160 kW / 218 PS sorgt und von einer 13kWh großen Batterie im Unterboden gespeist wird. Knapp 50 Kilometer lassen sich damit emissionsfrei zurücklegen, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. In der Praxis dürften es eher 43 Kilometer werden, wie Erfahrungswerte mit dem Ford Transit/Tourneo Connect zeigen, der als Plug-in Hybrid mit ähnlichen Leistungsdaten aufwartet.

350 Nm maximales Drehmoment sind Dank zusätzlichem Elektroboost ordentlich und der T7 hat sich in Sachen Fahrkomfort auch durch den PKW-Baukasten auf ein völlig neues Niveau gebracht. Da poltert selbst auf zerborstenen Pisten kaum etwas, wenngleich sich die Federung bei den kleinen Benzinern besser schlägt als beim deutlich über zwei Tonnen schwere Plug-In-Hybriden, wo gerade die Vorderachse etwas stößig wirkt.

Ford Transit Connect
Erzrivale wurde zum Brüderchen
Den Ford Transit Custom gibt es schon länger als Plug-in Hybrid. Die Erfahrungen daraus sollen Volkswagen Nutzfahrzeuge künftig zugute kommen. Foto: Ford

Wenn der neue Familienwagen nach seiner Publikumspremiere auf der IAA dann im November auf die Märkte rollt, gibt es erst einmal überhaupt keinen Diesel und darüber dürften viele Kunden ebenfalls den Kopf schütteln. Einen Selbstzünder gibt es erst im zweiten Quartal 2022 und dann nur als 150 PS starker Fronttriebler. Die Verantwortlichen von VW Nutzfahrzeuge räumen ein, dass insbesondere die Märkte in den Alpenregionen bereits auf die Barrikaden bringen, weil Selbstzünder und 4Motion-Antrieb fehlen. Und das sich alle ab 2024 mit einer zusätzlichen elektrischen Hinterachse anfreunden können, darf bezweifelt werden. Weniger dürfte die Kunden stören, dass die Handschaltung ausgedient hat. Alle T7-Versionen bekommen ein Doppelkupplungsgetriebe und einen deutlichen Nachschlag bei den Fahrerassistenzsystemen.

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2 Kommentare

  1. Philipp H.

    Ich hatte große Hoffnungen in den T7 gesetzt – es hätte / könnte unser nächstes Auto sein. Da wird damit auch in Urlaub fahren kommt kein reines Elektroauto in Betracht. Für die vielen Kurzstrecken ist unser jetziger Sharan TDI wiederum das falsche Auto.
    Der GTE-Antrieb aus dem Passat wäre schon ok, aber mit nur 13 kWh Batterie in diesem Auto unterdimensioniert. Zumindest ins Büro für wintertaugliche 60 km sollte es schon reichen.Sonst wird das ab nächstem Jahr auch mit der Förderung nichts, die Rahmenbedingungen werden gerade verschärft.
    Etwas ärgerlich ist, dass noch der alte 1,4L, und nicht der aktuellere 1,5L Motor im Hybridpaket kommen soll.
    Interessant wäre noch die Anhängelast. Unser Sharan hat 2,2 Tonnen. Haben wir noch nie genutzt. Aber 1,3-15 Tonnen sollte man mit so einem großen Auto schon ziehen können.

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    • Franz W. Rother

      Die Anhängelast beträgt – je nach Antrieb – zwischen 1600 (PHEV) und 2000 Kilogramm.

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