Was kostet hier aktuell am Schnelllader der Strom?

49 Cent pro Kilowattstunde im Standardtarif ohne Grundgebühr und 39 Cent im Viellader-Tarif mit Grundgebühr und Tarifbindung.

Und damit kann EnBW Gewinne erzielen?

(Lacht) Schön wär’s. (Schaut sich um) Aktuell laden hier parallel drei Elektroautos. Das ist schon einmal ganz gut. Aber wir sind noch in der Hochlaufphase. Solche Geschäftsmodelle rechnen wir üblicherweise über 15 Jahre, um am Ende unsere Kapitalkosten decken zu können. Dann steht noch immer kein riesiger Gewinn. Aber wir betrachten solche Ladestationen als Investition in die Zukunft.

Mit welchen Auslastungsgraden kalkulieren Sie denn bei solchen Anlagen?

Hier in Rutesheim, wo aktuell acht Schnellladepunkte zur Verfügung stehen, haben wir so kurz nach der Eröffnung bereits eine gute Auslastung mit etwa 25 Ladevorgängen am Tag. Das ist eine höhere Auslastung, als wir erwartet hatten.

Sie liegt aber auch günstig – nahe der Autobahn und nur ein paar Kilometer vom Porsche Entwicklungszentrum Weissach entfernt.  

Wir machen uns schon ein paar Gedanken, wo wir solche Ladeparks hinsetzen. Und die acht Ladepunkte sind nur die erste Ausbaustufe – hier kommen weitere Lademöglichkeiten hinzu.

Musterstation eines Schnellladeparks
Am Standort Rutesheim nahe Weissach hat der Energieversorger einen hochmodernen Ladepark mit acht Ladepunkten und einem Solardach hingestellt. Foto: EnBW

Rutesheim ist also der Prototyp eines EnBW-Schnellladeparks?

Wir planen im Moment für 2021 rund 100 neue Schnellladeparks. Etwa die Hälfte davon werden ein Solardach wie in Rutesheim haben, weil die Konstruktion genehmigungspflichtig ist. In Innenstädten ist das aus städtebaulichen Gründen meist leider nicht zu machen.

Wo wollen sie die 100 Ladeparks aufbauen – bundesweit?

Ja klar – bundesweit. Und es sind ja nicht nur 100 Parks. Parallel bauen wir auch kleinere Ladestandorte mit bis zu vier Ladepunkten. In Summe kommen wir damit bis Ende 2021 auf etwa 1000 Schnellladestandorte mit rund 3000 Ladepunkten. Etwa 200 sind aktuell parallel in Bau.

Nach welchen Aspekten wählen Sie die Standorte aus?

Wir planen die nach strategischen Gesichtspunkten, entlang der Fernstrecken und in Abständen von etwa 40 Kilometern zueinander. Und dann schauen wir auf Verkehrsfluss- und Zulassungsdaten aus ganz Deutschland, um zu sehen, wo unsere Kunden sind und wo wir eine hohe Ladefrequenz bekommen können. Und natürlich müssen wir schauen, woher wir den Strom bekommen. Die Standortwahl ist schon ein sehr komplexer Vorgang. Wir setzen Künstliche Intelligenz ein, um solche Hotspots der Elektromobilität systematisch zu identifizieren.

Abertausende AC-Ladesäulen in der Stadt? „Das Konzept kann nicht funktionieren.

Sie arbeiten also nicht nach einem Gießkannenprinzip?

Nicht mehr. So haben wir mal angefangen. Aber wir verfolgen ehrgeizige Ziele auf dem Gebiet, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz.

Nämlich?

Wir wollen das größte und beste Ladenetz bieten – und aus Kundensicht der beste E-Mobilitätsanbieter sein. Der Beste in qualitativer Hinsicht und der Beste, was die Netzgröße anbetrifft. Beides gehört für uns zusammen.

Das ist in der Tat ein ehrgeiziger Plan.

Ja, aber jetzt ist die richtige Zeit, um so etwas umzusetzen: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wo sehen Sie die Haupt-Wettbewerber?

An der Autobahn Ionity, die auch einige sehr schöne Standorte haben. Wir sehen auch auf die Mineralölkonzerne, die gerade ihr Angebot stark ausbauen. Und dann sind da noch die Autohersteller, Start-ups und Allego – auch wenn die gerade etwas weniger machen. Es ist ein sehr vielfältiges Konkurrenzumfeld. Wir sehen aber den Schlüssel für unseren Erfolg darin, dass wir beide Felder bedienen, also sowohl eigene Ladepunkte betreiben als auch Mobility-Provider sind, also ein großer Roaming-Anbieter sind.      

Ab 2. April können EnBW-Kunden nicht mehr an den Ultra-Schnellladern von Ionity Strom zapfen: Die Preispolitik sei "nicht akzeptabel", kritisiert der Energieversorger. E-Mobilität

Stichwort Ionity: EnBW hat Ionity im Frühjahr 2020 aus dem Ladenetz genommen – weil Sie einen Preis von 79 Cent je Kilowattstunde Gleichstrom „zur Förderung der Marktentwicklung nicht für zielführend“ hielten. Gibt es eine Chance auf Wiederannäherung?

Wir sind immer noch in einem engen Austausch. Denn Ionity hat auch sehr gute Standorte, die wir gerne auch unseren Kunden anbieten würden. Wir wollen aber unseren Kunden einen einheitlichen Preis anbieten, das passt mit der Preisstruktur von Ionity dann nicht mehr, oder nur mit klaren Abstrichen.

Warum sind die Strompreise bei Ionity überhaupt so viel höher als bei EnBW? Haben Sie dafür eine Erklärung?

 Standorte an der Autobahn sind die teuersten, weil regulatorisch am aufwendigsten. Das wissen wir. Aber wir verfolgen wie gesagt eine Geschäftspolitik, die auf einen Zeithorizont von 15 Jahren ausgerichtet ist. Möglicherweise verfolgt Ionity eine andere Strategie. Maßgeblich für uns ist aber immer das Bedürfnis unserer Kunden.

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1 Kommentar

  1. Raimund

    EnBW macht das schon gut. Schick wäre, wenn die Ladesaulen im Navi des Autos integriert wären und damit in der Planung berücksichtigt würden.

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