Der Mercedes EQT wird als Familienfreund auf Rädern die günstigste Möglichkeit sein, ein Sternenmodell mit Stecker zu fahren. Technisch ist der EQT ein Renault Kangoo E-Tech und wird auch von den Franzosen produziert. Doch Projektleiter Dirk Hipp wird nicht müde zu unterstreichen, dass es sich diesmal in der mittlerweile zweiten Generation um einen echten Mercedes handelt. Was sich anhört wie das Pfeifen im Walde, wird von Fakten untermalt. Denn wer sich den Mercedes EQT selbst mit seiner Tarnfolie an Front und Heck anschaut, der sieht nennenswerte Unterschiede zum Franzosen und deutliche Anlehnungen an die EQ-Familie mit LED-Augen und dunkler Kühlermaske.
Preise für den Mercedes EQT dürften bei 35.000 Euro starten
Der EQT und der hemdsärmelige Bruder Citan für die Handwerker und Lieferdienste sollen für die Schwaben auf Suche nach jenen Kunden gehen, die sich sonst wegen Preis und Fahrzeugklasse wohl kaum in einen Mercedes vergucken würden. Preislich, so Hipp, wird es sich bei dem Hochdachkombi um den günstigsten Mercedes mit Elektroantrieb handeln. Aktuell ist das noch der Mercedes EQA, der bei knapp 48.000 Euro beginnt. Doch jene Familien, die sich für einen fahrenden Skischuh wie VW Caddy, Renault Kangoo oder eben den kommenden Mercedes EQT entscheiden, geben deutlich weniger aus und rechnen bei der Wahl des fahrbaren Untersatzes mit dem betont spitzen Stift.
Preislich dürfte sich ein Mercedes EQT daher wohl bei rund 35.000 Euro bewegen; der rustikalere E-Citan noch darunter. Nachgelegt wird beizeiten noch eine zweite Version mit verlängertem Radstand. Die ist dann noch flexibler als der normale EQT mit seinen bis zu sieben Einzelsitzen.
Geladen werden kann jede Menge – Strom nur mit bis zu 85 kW
Doch bereits die EQT-Version mit dem normalen Radstand bietet viel Platz für bis zu fünf Personen, einen mächtigen Laderaum und allerhand praktische Details im Innern. Dass trotz der familiären Ausrichtung Ausstattungsdetails wie eine Sitzheizung im Fond, ein Panoramadach oder eine elektrische Heckklappe fehlen, mag ebenso überraschen wie die Tatsache, dass ein Bildschirm in der Mitte der Armaturentafel nebst Navigationslösung trotz Elektroantrieb nur gegen Aufpreis zu bekommen ist. Aufpreispflichtig ist auch die Anhängerkupplung, an die bis zu 1500 Kilogramm gehängt werden können.
Hipp legt Wert darauf, dass sich Mercedes trotz der Juniorpartnerschaft bei der Technik wichtige Details sichern konnte. So gibt es serienmäßig eine Wärmepumpe, die neben einer entsprechenden Klimatisierung für die nötige Reichweite sorgt. Strom gezapft wird am DC-Schnelllader allerdings nur mit 80 kW, was den EQT im Vergleich zur Elektrokonkurrenz eher in der letzten Reihe parken lässt – selbst ein Opel Corsa-e nimmt den Strom mit 100 kW auf. Immerhin lädt der elektrische Familienfreund das 45-kWh-Akkupaket in 40 Minuten auf bis zu 80 Prozent auf. Und an der Wallbox beträgt die Ladeleistung immerhin 11 kW.
Da Hochdachkombis wie der Mercedes EQT bevorzugt als Zweitautos in der Innenstadt bewegt werden, dürften sich die meisten Kunden mit der maximalen Reichweite von 300 Kilometern arrangieren können. Zumal auch die Konkurrenzmodelle der Stellantis-Gruppe (z.B Citroen e-Berlingo und Opel Combo-e Life) in ähnlichen Dimensionen unterwegs sind und der VW Caddy nicht mehr mit Elektroantrieb zu bekommen ist – die Produktion bei Abt wurde mit dem Start der neuen Generation eingestellt.
90 kW Leistung an der Vorderachse
Den längeren Wochenendausflug mit dem Mercedes EQT auf die Autobahn sollte man sich bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ohnehin gut überlegen – die Reichweite dürfte bei solchen Geschwindigkeiten heftig schrumpfen. Doch gerade in der Innenstadt oder über Land gefällt der Prototyp schon einmal: Munter und allemal antrittsstark zieht er seine Bahnen im Alltagsverkehr. An der Vorderachse arbeitet ein Elektromotor mit 90 kW (122 PS) Leistung, der gerade in der stärksten Rekuperationsstufe ausgewogen fährt und bei Geschwindigkeiten um die 100 km/h auch mit der Reichweite nicht über Gebühr geizt.
Das geringe Geräuschniveau und die große Praktikabilität sind die großen Pluspunkte des Stromers. Und so darf man gespannt sein, ob viele den Hochdachkombi gerade deshalb kaufen, weil ein Stern auf der Kühlermaske prangt – oder ob sie sich mit einem Renault oder Nissan begnügen werden.