Die leisen Flitzer sind im Straßenbild immer häufiger zu sehen: Nachdem Deutschland lange Zeit ein schwieriger Markt für E-Autos war, sind diese nun auch auf den Straßen der Bundesrepublik immer mehr im Kommen.
Dies belegt ein Vergleich der Zulassungszahlen von E-Autos aus zwei Sommermonaten: Im Oktober 2019 wurden 4.979 reine Elektrofahrzeuge und 6.947 Plug-in-Hybride neu zugelassen – so die Statistik des Kraftfahrtbundesamts. Im selben Monat dieses Jahres waren es bereits 23.158 Batterieautos und 24.859 Teilzeitstromer. Tendenz: weiter steigend.
Die Entwicklung mag bei dem einen oder anderen Autokäufer oder auch Flottenbetreiber auf ein gewachsenes Umweltbewusstsein zurückzuführen sein. Auch Umweltzonen und Umweltspuren, die in einigen deutschen Großstädten eingerichtet wurden, mögen die Entwicklung befeuert haben- Aber natürlich ist die Absatzsteigerung in erster Linie auf die finanzielle Förderung der Elektroantriebe durch den Staat und die Fahrzeughersteller zurückzuführen.
Durch Umweltbonus und die „Innovationsprämie“, die seit dem 8. Juli gilt, verbilligen sich Elektroautos für Privatkäufer um über 9.000 Euro. Für ein von außen aufladbares Hybrid-Elektrofahrzeug (Plug-in-Hybride) gibt es eine Prämie von immerhin bis zu 6.750 Euro. Weil einige Autohersteller aus freien Stücken noch ein paar hundert Euro obendrauf packen, kosten manche Elektroautos inzwischen genauso viel wie vergleichbar große Modelle mit konventionellem Verbrennungsmotor. Gleichzeitig denken Teile der Politik laut vernehmlich über ein Neuzulassungsverbot für Benziner und Diesel nach, möglicherweise schon ab 2035. Das bringt den deutschen Automarkt in Bewegung.
Wie hoch ist die Förderung?
Neuwagen mit reinem Elektro-Antrieb und einem Netto-Listenpreis von unter 40.000 Euro (mit 16 Prozent Mehrwertsteuer 46.400 Euro brutto), werden bis 2025 vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit 9000 Euro bezuschusst. Für Plug-In-Hybride mit einem Kaufpreis unter 40.000 Euro gibt es immerhin noch 6.750 Euro Förderung. Bei E-Autos mit einem Listenpreis über 40.000 Euro liegt der Zuschuss für reine E-Autos bei 7.500 Euro und 5.625 Euro für Hybride. Welche Fahrzeuge förderfähig sind, lässt sich auf der Website des BAFA nachlesen.
Selbst für gebrauchte Stromer gibt es noch eine Förderung – in Höhe von 5.000 Euro bei reinen E‑Autos und von 3.750 Euro für Hybridautos mit Stecker. Die Gebrauchtwagen dürfen allerdings nicht älter als zwölf Monate sein. Zudem dürfen sie maximal 15.000 Kilometer gelaufen sein. Gebrauchte werden auch nur bezuschusst, wenn ihre Besitzer nicht schon einmal eine Förderung durch das Bundesamt erhalten haben.
Neben der staatlichen Förderung können interessierte Käufer auch noch von besonderen Angeboten der Hersteller profitieren. Denn sie wollen möglichst viele E-Autos in den Markt bringen – um Strafzahlungen wegen Überschreitung der von der Europäischen Union gesetzten CO2-Flottengrenzziele zu vermeiden. In Summe kommen auf diese Weise Förder-Pakete von bis zu 11.000 Euro zusammen, die vom Listenpreis abgezogen werden können.
Was leisten die neuesten E-Auto?
Viele Autofahrer haben trotzdem immer noch Vorbehalte gegen den elektrischen Antrieb. Zu teuer, nicht leistungsstark genug und zu wenig Reichweite sind die häufigsten Kritikpunkte. Aber was müssen Käufer derzeit eigentlich für die beliebtesten Modelle ausgeben und was können diese leisten?
Renault Zoe auf Platz eins
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das meistverkaufte – und damit beliebteste – Elektroauto gab es im Jahr 2019 hierzulande zwischen Renault, BMW und dem internationalen Marktführer Tesla. Am Ende hatte Renault bei den Erstzulassungen knapp die Nase vorn: Der kleine Flitzer Renault Zoe wurde 9.431 Mal verkauft. Für den BMW i3 entschieden sich 9.117 Käufer oder Leasingnehmer. Das Tesla Model 3 rangierte mit 9.013 Einheiten knapp dahinter.
Der Renault Zoe ist im Herbst 2020 immer noch die unbestrittene Nummer 1 unter den Elektroautos in Deutschland. Mit einer Neuzulassung von 5010 Fahrzeugen rangierte das kleine Elektroauto im Oktober sogar auf Platz 7 der Zulassungsstatistik über alle Antriebsformen hinweg. Doch auf den Plätzen dahinter hat sich inzwischen einiges getan. Denn inzwischen sind zahlreiche neue Modelle auf den Markt gekommen, pushen die Autohersteller die Verkäufe mit Sonderaktionen. So hat sich seit Jahresbeginn der e-Golf von Volkswagen auf Platz 2 geschoben. Und das zweitbeste Ergebnis im Oktober erzielte der neue VW ID.3 mit der Neuzulassung von 2.647 Fahrzeugen. Auf den weiteren Plätzen folgen der Hyundai Kona Elektro (1.932) und der Smart EQ Fortwo (1.846). Das Tesla Model 3 hingegen flog aus der Top 10 – er wurde unter anderem vom Audi e-tron (1.202), dem BMW i3 (1.179) und Opel Corsa-e (990) aus dem Feld geschlagen.
Smart mit günstigstem Basispreis
Das preisgünstigste E-Auto unter den zehn beliebtesten Modellen ist aktuell das Smart EQ Fortwo Coupe mit einem Basispreis von 17.906 Euro. Knapp dahinter kommt aktuell ein Import aus China: Der Suda SA01 wird seit Anfang November hierzulande zu einem Preis von 18.990 angeboten – nach Abzug von Umweltbonus und Umweltprämie kostet der Viertürer nur 9.990 Euro. Das mit Abstand teuerste batteriebetriebene Fahrzeug in der Top 10 ist der Audi e-tron, für den wenigstens 67.358 Euro fällig werden.
Unter 30.000 Euro liegen in der Rangliste noch der Smart EQ Forfour (22.030 Euro) und ganz knapp der Renault Zoe (29.233 Euro) – den es inzwischen nur noch inklusive Batterie zu kaufen gibt . Die meisten Modelle in den „Top-Ten“ bewegen sich mit ihren Basispreisen zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Und das Angebot wächst. Mit Renault Twingo Z.E. und Dacia Spring, Honda e, Mazda MX-30 und Fiat 500 Elektro, mit dem VW ID.4, Opel Mokka-e und dem BMW i.X3, aber auch dem Nissan Ariya sowie dem Lexus UX300e greifen in den kommenden Monaten weitere interessante neue Modelle in den Wettbewerb ein. Und Hyundai hat die Elektroversionen von Kona und Ioniq nachgeschärft und nachgebessert – es wird spannend.
Was leisten die Marktführer?
War die Reichweite von Elektroautos noch vor wenigen Jahren ein großes Problem, sind diese dank besserer Akkus mittlerweile für deutlich längere Fahrstrecken ohne Ladepause geeignet.
Im Test des ADAC ließen sich im Renault Zoe beispielsweise 335 Kilometer unter realitätsnahen Bedingungen zurücklegen. Das Modell ist inzwischen mit Akkus unterschiedlicher Größe erhältlich, die 40 bzw.. 50 Kilowattstunden (kWh) Strom speichern können. Sein Erfolgsmodell hat der französische Hersteller im Frühjahr für die „Phase2“ im Modellzyklus noch einmal komplett überarbeitet und aufgewertet, unter anderem mit einem großen Touchscreen, über den sich das Infotainment-System, aber auch Ladefunktionen oder die Klimatisierung steuern lässt. Leistungsstarke Touchscreens sind aus modernen Fahrzeugen nicht mehr wegzudenken und unterscheiden sich in der Funktionsweise kaum noch zu einem Smartphone.
Trotzdem ist in Deutschland die Reichweite für die Käufer eines Elektroautos das wichtigste Entscheidungskriterium. Reichweiten im Alltagsverkehr von 300 Kilometer und mehr sind heutzutage auch unter den Bedingungen des Alltagsverkehr problemlos darstellbar, einige Modelle wie der Audi-e-tron (441 Kilometer nach der Verbrauchsnorm WLTP), der Jaguar i-Pace (480 km) oder der Kia e-Niro (455 km) kommen sogar noch deutlich weiter. Ungeschlagen an der Spitze liegt aber weiterhin Tesla mit dem Model 3 Longe Range (580 km) und Model X 100D (561 km).
Was kosten vergleichbare Verbrenner?
Den Renault Zoe gibt es ausschließlich mit Elektroantrieb, was einen Vergleich etwas erschwert. Allerdings teilt sich der Zoe die Plattform mit dem Modell Clio. Letzterer ist mit vergleichbar starkem Antrieb wenigstens 18.800 Euro teuer. Ein Renault Zoe Life kommt nach Abzug von Umweltbonus und Innovationsprämie auf 19.300 Euro – ist also im Endeffekt nur 500 Euro teurer. Dafür fährt er zehn Jahre steuerfrei und zu deutlich günstigeren Betriebskosten. Beim BMW i3 und beim Tesla Model 3 ist ein Preisvergleich nicht möglich, da es keine vergleichbaren Benzin- oder Dieselfahrzeuge gibt.
Beim E-Golf und beim Smart sieht das wiederum anders aus: Der VW Golf der neuesten Modellgeneration ist mit einem 90 PS (66kW) Benziner unter der Haube ab knapp 20.000 Euro erhältlich – der 136 PS (100 kW) starke e-Golf, der noch auf der Modellgeneration 7 basierte, stand zuletzt mit 31.900 Euro in der Preisliste. Sein Nachfolger ID.3 ist in der aktuellen Basisversion Pro mit 107 kW (145 PS) starkem Antrieb mit 34.112 Euro zwar deutlich teurer. Dafür fasst der Akku des ID.3 aber auch 58 statt knapp 36 kWh wie beim e-Golf und kommt deshalb mit einer Stromladung aber auch fast 200 Kilometer weiter. Den Smart gibt es seit letztem Jahr ausschließlich als Elektroauto. Die letzten Benziner standen zuletzt zum Sonderpreis von 11.500 Euro beim Händler.
Wie sieht es mit dem Ladestellen-Netz aus?
Auch das noch recht dünne Netz an Ladesäulen für E-Autos schreckt viele Bundesbürger immer noch vom Kauf ab. Für den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur ist das von CSU-Politiker Andreas Scheuer geleitete Bundesverkehrsministerium zuständig.
Im Herbst 2019 beschloss das Klima-Kabinett, dass bis zum Jahr 2030 eine Million Ladepunkte verfügbar sein sollen. Ein ambitioniertes Ziel. Denn aktuell (Stand Ende Oktober 2020) stehen den Stromern nach dem „Charging Radar“ von CIRRANTiC und THEON Data für EDISON nur etwa 47.747 Ladepunkte zur Verfügung. In anderen Ländern läuft der Ausbau des Ladestationen-Netzes deutlich besser: In den deutlich kleineren Niederlanden gibt es bereits jetzt rund 56.000 Ladesäulen.
Eine wertvolle Hilfe für Besitzer von Elektroautos ist eine Karte der Bundesnetzagentur die alle Ladestationen in Deutschland anzeigt. Dazu gibt es alle wichtigen Informationen wie Betreiber, genaue Adresse und technische Ausstattung. Zudem klärt sie über die jeweiligen Public Keys auf. Dies sind auf Messeinrichtungen aufgedruckte, eichrechtsrelevante Zahlenfolgen, die pro Ladepunkt vergeben werden. Sie ermöglichen Nutzern des Ladepunkts, fernausgelesene Messwerte auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Auch die Website und Smartphone-App von „Moovility“ gibt einen guten Überblick über den aktuellen Ausbaustand – und zeigt obendrein, welche Ladeplätze gerade verfügbar sind – und was der Strom dort kostet.
Wie gut die Ladeinfrastruktur in Deutschland tatsächlich ist, lässt Volkswagen übrigens gerade derzeit bei einem Testlauf mit einem VW ID.3 ermitteln.
900 Euro Zuschuss für private Ladestationen
Aber das Gros der Ladevorgänge findet nicht im öffentlichen Raum statt. Die meisten Elektroautos werden überwiegend am Arbeitsplatz oder in einer privaten Garage mit Strom versorgt. Bislang mussten die Autofahrer oder Arbeitgeber dazu in die eigene Tasche greifen. Vor wenigen Wochen hat Bundesminister Andreas Scheuer bei der Eröffnung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur nun bekanntgegeben, dass auch private Ladestationen für Elektroautos an Wohngebäuden gefördert werden.
Geld gibt es nicht nur für den Erwerb einer fabrikneuen, nicht öffentlich zugänglichen Ladestation, sondern auch für den Netzanschluss sowie die damit verbundenen notwendigen Nebenarbeiten an Stellplätzen von bestehenden Wohngebäuden in Deutschland. Die Förderung kann beantragt werden, sofern die Ladestation über eine Normalladeleistung von elf Kilowatt verfügt und der Strom hier zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt. Zudem muss die Ladestation intelligent und steuerbar – also netzdienlich ausgelegt sein.
Die Förderung erfolgt durch einen Investitionszuschuss von pauschal 900 Euro pro Ladepunkt. Der Zuschuss kann ab Dienstag, 24. November, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über das Zuschussportal beantragt werden. Dort gibt es auch eine Liste der förderfähigen Wallboxen. Bei der Ermittlung der Gesamtkosten können sowohl Kosten für die Ladestation selbst als auch für den Einbau und Anschluss mit sämtlichen Installationsarbeiten einbezogen werden.