Die IAA steht vor der Tür und erstmals findet diese in München statt. Die Ausgabe des Jahres 2021 ist mit dem Zusatz „Mobility“ versehen. Und die Verantwortlichen setzen alles daran, um, unter den Talaren der Automobilindustrie den selbstvermuteten Muff zu vertreiben. „Wichtig ist, dass wir als Automobilindustrie zeigen können, dass wir bereit sind für die Mobilität von morgen“, erklärt VDA-Geschäftsführer Jürgen Mindel und ergänzt dann: „Wir werden zwar noch Autos mit Verbrennungsmotor in München erleben, aber der klare Fokus liegt auf der Zukunft des Antriebes. Auf batterieelektrischer Mobilität, Plug-in-Hybriden und ähnlichen Formaten“.
Die Automobilindustrie folgt willfährig dieser Leitlinie. Getrieben von Protestaktionen, die Aktivisten bereits angekündigt haben, stehen diesmal fast ausschließlich Elektromobile im Schaufenster. Die Hersteller wollen mit einem neuen Format, das sogenannte „Open Spaces“ beinhaltet, publikumsnäher werden. Vermutlich wird man vor lauter Ladesäulen die Fahrzeuge nicht mehr sehen.
Dass VW mit dem Elektro-SUV Coupé ID.5 die Stromer-Fahne hochhält, war zu erwarten. BMW lässt sich beim Heimspiel nicht die Butter vom Brot vom Boot nehmen und rollt den nagelneuen BMW i4 und den BMW iX auf die Bühne. Mercedes setzt seine Elektrifizierungsoffensive weiter fort und zeigt mit dem EQE die langerwartete E-Variante der E-Klasse. Überraschungen wird diese Limousine nicht mehr viele bieten, da sie viel von der Technik des EQS übernehmen wird. Von der wird Mercedes-Benz in München eine nochmals geschärfte AMG-Version zeigen – ein echtes Highlight der Messe.
Seat macht Appetit auf elektrischen Kleinwagen
Wenn man die Zukunftsplanung des VW-Konzerns inklusive der Mutter erkunden will, lohnt sich ein Blick auf die Töchter. Die Seat-Tochter Cupra zeigt stolz den „Urbanrebel“ (großes Bild oben) und gibt mit dieser Studie einen Ausblick auf einen Stadt E-Floh, der 2025 erscheinen soll. Das passt genau ins Bild, denn VW-Technikvorstand Thomas Ulbrich hat für diesen Zeitpunkt ein „Small BEV“ angekündigt, der als ID.2 kommen könnte, der in Spanien gebaut wird und die MEB-Lite-Plattform nutzt.
Früher ist Smart dran, die mit Partner Geely eine seriennahe Studie des kleinen Elektro-SUV vorstellen, das voraussichtlich im nächsten Jahr erscheinen wird. Noch kompakter ist der Schweizer Stadt-Winzling Microlino.
Koreaner wechseln in den Angriffsmodus
Dass sich Hyundai inklusive der Tochter-Marke Kia auf den Weg nach München macht, unterstreicht die Tatsache, dass die Koreaner jetzt wieder in den Angriffsmodus schalten und der Welt nachdrücklich zeigen wollen, dass es noch eine automobile Welt neben der VW ID-Familie gibt. Neben dem schnittigen Kia EV6, der technisch mit dem Hyundai Ioniq 5 verwandt ist, könnte Genesis mit dem Elektro-SUV GV60, das ebenfalls auf der E-GMP-Plattform (Electric-Global Modular Platform) basiert, beim Publikum punkten – mit gefälligem Design und einer Schnellladetechnik, die jeden Stromer von Volkswagen alt aussehen lässt.
Für Renault-Chef Luca de Meo ist die IAA 2021 in München so etwas wie eine Herzensangelegenheit. Denn der Italiener war einst Vorstand bei Audi und will seinen ehemaligen Kollegen zeigen, was seine neue Firma so alles kann. Es ist schon durchgesickert, dass es sich mit dem Megane E-Tech um ein elektrifiziertes Modell handeln wird. Spannend wird sein, was Dacia im Gepäck hat. Die Renault-Tochter will nicht nur den vollelektrischen Spring, sondern auch der neue Familienauto der Marke vorstellen. Der „Jogger“ kommt mit sieben Sitzen und „Outdoor-Spirit“, also als SUV – aber (leider) noch mit einem ganz konventionellen Antrieb.
Audi träumt vom vollautonomen Fahren
Und Audi? Die Ingolstädter geben mit dem Grandsphere Concept schon einen ziemlich seriennahen Ausblick auf den Nachfolger des Audi A8, der Ende des Jahres 2024 vorgestellt wird. Das „Raumschiff“ bricht mit einigen Traditionen der klassischen Luxus-Limousine und hat gute Chancen, einer der Hingucker auf der IAA zu werden. Vor allem, weil die Studie von dem Sky Sphere, einem weiteren ansehnlichen Konzeptauto, flankiert wird.
Auch andere Autobauer werden mit Konzepten, ihre Vision der Mobilität der Zukunft den Besuchern näherzubringen. Dem Vernehmen nach wird BMW eine Studie zeigen, die eine ganzheitliche Nachhaltigkeit des Automobils demonstriert. Porsche wird mit seinem Konzeptfahrzeug ebenfalls in die Zukunft blicken. Die Zuffenhausener geben sich aber noch zurückhaltend. Gut möglich, dass der Prototyp im Zusammenhang mit dem Motorsport steht. Schließlich will Porsche in Zukunft in der LMDh-Serie (Le Mans Daytona hybrid) punkten.
VW Multivan nun auch als Plug-in Hybrid
Ganz im Schatten der Elektromobile stehen die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren natürlich nicht. Der neue, auf Basis des Ford Transit und mit reichlich Unterstützung von Ford entwickelte neue VW „Bulli“ T7 wird nicht nur den Campingfans ein Lächeln ins Gesicht zaubern, zumal es ihn auch als wiederaufladbare PHEV-Version geben wird. Der VW Multivan bietet nicht nur in der neuen Langversion mehr Raum als bisher, den ein flexibles Stuhlsystem nutzt.
Und was gibt es sonst so an Neuigkeiten? Mercedes wagt sich mit der C-Klasse All Terrain ins Gelände. Auch das Modell wird es als Teilzeitstromer geben. Vom neuen Porsche 911 Carrera GTS derzeit noch nicht – zum Stromer wird die Sportwagen-Legende frühestens 2025. Wenn überhaupt.